Bahnhof NeuntalSeit 2007 fahre ich das Hobby Modellbahn zweigleisig. Das eine Gleis ist meine Modelleisenbahnanlage, das andere sind meine FREMOdule und die damit verbundenen Aktivitäten - vor allem die FREMO-Treffen. Einmal im Jahr treffen für mehrere Wochen beide Gleise zusammen. Dann wird in meiner Wohnung das Silvesterlayout aufgebaut. Dazu wird die Modellbahnanlage mit eigenen und fremden Modulen erweitert und anständig Modellbahnbetrieb gemacht. Streckenmodule habe ich dafür genügend, aber lange keinen Endbahnhof als Steckenabschluss. Mit dem Bau eines eigenen Kopfbahnhofs nach FREMO-Norm hat sich das geändert. Vorbild AltenbergDer Bahnhof Altenberg ist das obere Ende der Müglitztalbahn, die in Dresden-Heidenau ihren Anfang nimmt. Die Strecke hat eine wechselhafte und sehr interessante Geschichte und ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Es gibt im Internet eine Reihe von Informationen darüber, die ich hier nicht wiederholen möchte. Was den Bahnhof Altenberg so interessant für mich macht, ist die sehr personenverkehrslastige Auslegung der Bahnhofsanlagen. Es gibt insgesamt 4 Bahnsteiggleise - ungewöhnlich viel für eine eingleisige Nebenbahn. Und selbst die reichten für den Transport von Wintersportlern in das Erzgebirge manchmal kaum aus! Da ich recht viel Personenwagen besitze, kommt mir ein solcher Bahnhof sehr gelegen. Ein wenig Güterverkehr ist ebenfalls möglich - einige Anlagen für die Güterabwicklung sind vorhanden. Literatur über die Müglitztalbahn:
Neuntal auf zwei FREMOdulenDer Bahnhof Neuntal ist kein exakter Nachbau des Altenberger Bahnhofs. Ich habe lediglich dessen Charakter übernommen. Es gibt auch dort nur ein einziges Gleis, aus dem eine Lok an das andere Ende des Zuges umsetzen kann. Sollen mehrere Züge im Bahnhof sein, muss der Zug nach dem Umsetzen der Lok in ein anderes Gleis rangiert werden. Auch in Altenberg wurde viel mit Personenzügen rangiert und umgebildet. Es gibt 4 Gleise mit langen Bahnsteigkanten. Ein Güterschuppen und eine Ladestraße dienen dem bescheidenen Güterverkehr. Die zweigleisige Anbindung täuscht. Nur das in Einfahrtrichtung linke Gleis ist das Streckengleis der eingleisigen Nebenbahn - das andere dient als Ziehgleis beim Rangieren. Natürlich wäre mit wenig Aufwand mit einem Adapter eine zweigleisige Anbindung möglich. Oder aber auch ein Spitzkehrenbahnhof. Die Zahl der Variationsmöglichkeiten ist recht groß. Selbst an eine Variante als Durchgangsbahnhof habe ich gedacht, denn die vier Hauptgleise enden direkt an der Modulkante. Hier könnte ich später einen dritten Modulkasten ansetzen, auf dem die Gleise wieder zusammenlaufen. Doch zunächst bleibt es bei zwei 80cm langen Modulkästen plus 20cm Adapter für den eingleisigen Anschluss - eine Größe, die sich gut durch das Treppenhaus tragen läßt und für den Betrieb beim Silvesterlayout ausreicht. ![]() RohbauDer Bahnhof besteht aus dem Modulkasten 1 mit der Gleisharfe und dem Modulkasten 2 mit dem Bahnsteigen und den Umfahrweichen. Davor kann noch ein 20 cm kurzer Modulkasten gesetzt werden, der einen Abschluss für das Ziehgleis bildet. Modulkasten 2 hat nach innen versetze Seitenwände und somit platzsparend auf beiden Seiten ein Längsfach für Ablagen. Die Anfertigung dieses Kastens wurde daher ein wenig aufwändiger. Bei beiden Kästen bestehen die Längs- und Querwände aus 10mm starken Pappelsperrholz. Die Teile habe ich mir im Baumarkt zuschneiden lassen. Die Deckplatte besteht aus 3mm Pappelsperrholz. Die Gleise werden nicht direkt auf der Deckplatte verlegt, sondern auf einer Trasse aus 1,5mm Balsa, der einen Bahndamm andeuten soll.
... denn eigentlich wollte ich zunächst die Technik komplettieren, ehe es mit der Ausgestaltung losgehen sollte. Bevor ich die Weichenantriebe verbauen konnte, müssen die Gleise richtig befestigt sein. Befestigt werden sie durch das Schotterbett. Bevor ich jedoch einschottern kann müssen die Gleise gerostet sei, fehlende Schwellen ergänzt werden und die Kästen und Kanäle für die mechanische Betätigung der Weichen installiert werden (denn die liegen ja halb verschüttet im Schotter). Also musste zunächst eine Gestaltungsphase eingeschoben werden. Schottern gehört nicht zu meinen Lieblingstätigkeiten beim Modellbau. Das liegt vor allem daran, dass mir oft ein schön trocken geformter Bahnkörper durch das Auftropfen des Ponal-Wasser-Spüli-Leim-Gemisches wieder kaputt geht. Dann muss aufwendig am leimdurchfeuchteten Schotterbett nachgearbeitet werden. Oder es werden Schottersteine durch den Leimtropfen angezogen und verteilen sich unkontrolliert zwischen den Schienen. Jetzt habe ich eine Technik gefunden, die wesentlich besser funktioniert - so gut, dass Schottern fast Spaß macht! Ich stelle das Schotterbett in zwei Schritten her. Im ersten Schritt wird der Schotter nur zwischen die Schwellen und Schienen eingebracht. Den Leim tropfe ich nicht von oben auf, sondern lasse ihn von der Seite unter den Schwellenrost zur Mitte einziehen. Man kann sehr schön verfolgen, wie der Schotter von unten heraus feucht wird. Hierbei verrutsch kein Steinchen - der Schotter sackt eher noch ein wenig in sich zusammen. Ist die Mitte getrocknet, wird im zweiten Schritt das Schotterbett an der Seite geformt. Auch hier lasse ich den Leim von der Seite her in den Schotter einsaugen. Kapillarwirkung ist etwas tolles!
Vor dem ersten Anschluss an die Eisenbahnanlage gab es dann noch ein unerwartetes Problem: Wenn ich Modulbeine verwenden wollte, die auch an meine anderen Module passen, brauche ich auch einen Beinhalter, wie an den anderen Modulen. Leider hatte ich daran nicht gedacht, als ich die Servobatterie an der Seitenwand plazierte. Jetzt befand sich dort, wo das Modulbein hingehörte, ein Weichenservo in gefährlicher Nähe. Was tun? Auf Standardbeine verzichten und spezielle bauen? Ich entschloss mich, das störende Servo nach innen zu versetzen. Vorsichtiges Herausbrechen gelang. Ich brauchte keine neue Servohalterung zu bauen. Für die Beschreibung der Technik von Neuntal gibt es eine separate Technikseite.
Nach einer längeren Sommerpause, in der eins meiner anderen Hobbys mehr Beachtung fand, ging es im Oktober 2012 mit der Gestaltung weiter. Den Motivationsschub brachte auch die Aussage eines FREMO-Mitstreiters, den Bahnhof auf dem nächsten Treffen in Nied, Frühjahr 2013, einsetzen zu wollen. Dort will ich nicht mit einer Sperrholzwüste antreten. Wenigstens Teile des Bahnhofs sollen als "fertig" bezeichnet werden können.
... und dann ging alles ganz schnellWochenlang änderte auf den eigentlichen Modulkästen nicht viel. Ich war damit beschäftigt die Teile für den Bahnhof zu basteln. Stellwerk, Bahnsteigdächer, Kioske, Verladebrücke, Geländer, Prellböcke, Wasserkran usw. mussten gebaut, bemalt, gealtert werden. Aus zwei Bausätzen für eine Güterhalle (Faller 222180) entstand ein großer Güterschuppen. Wenn das alles dann fertig ist, wird begrünt und montiert und es macht "plop" und plötzlich ist die Gestaltung einen großen Schritt weiter vorangeschritten - dachte ich mir. Ganz so war es dann doch nicht. Die Begrünung per Elektrostat dauerte doch länger als erwartet. Das lag vor allem daran, dass ich eine neue Technik bei der Gestaltung von Wiesenflächen ausprobiert habe. Früher wollte ich die Grasflächen in einem Arbeitsgang herstellen. Damit es nicht zu eintönig wird, habe ich verschiedene Grasfasern verwendet und somit Schattierungen erzeugt. Trotzdem blieb das Ergebnis recht rasenartig und musste mit dazwischen gestreuten Schaumflocken aufgelockert werden. Diesmal habe ich eine Methode ausprobiert, die ich mir von Elvis Müller auf dem FREMO-Treffen in Rosenheim abgeguckt habe, und die er mir auch erklärt hatte. Der Trick ist, dass man statt flächigem Kleberauftrag nur Kleberpunkte aufbringt und diese dann wiederholt begrast. Das ergibt auf vorbereiteten Sanduntergrund einen schütteren Bewuchs. Auf bereits begrasten Flächen nimmt man Fasern von etwas anderer Farbe und bekommt eine Struktur in der Farbe und der Höhe vom Gras. Der Effekt ist verblüffend. Vorher eintönige Flächen bekommen durch Grasbüschel ein natürliches Aussehen. Die Methode ist zeitaufwändig, denn nach jedem Arbeitsgang muss der Leim ja halbwegs trocknen, bevor die überschüssigen Fasern abgesaugt werden können und der nächste Arbeitsgang folgen kann. Da sich die Fasern beim Begrasen über eine größere Fläche verteilen, sollten weitere Details erst danach angebracht werden.
Schließlich war es so weit. Nicht nur Bahnsteigdächer, Stellwerk und Güterhalle fanden ihren Platz. Plop
Auf dem FREMO Treffen in Hanau. ![]() |