Alpha
Mein Erstling - ein Memorandum

Warnung: Hier geht es unter anderem um den Baukasten vom Leichtwindsegler "Bobby", der von Conrad-Elektronik in den 90ern für sehr wenig Geld angeboten wurde. Man kann ihn heute noch auf Ebay erhalten, zu den unterschiedlichsten Preisen. Nicht kaufen! Das Modell ist eine Fehlkonstruktion in vielfacher Hinsicht. Jeder dafür ausgegebene Euro ist ein Euro zu viel!

Bei schönen Sommerwetter im Juni 2021 fasste ich den Plan, alle meine eigentlich flugfähigen Modelle der Reihe nach hervorzukramen, durchzuchecken und probezufliegen. Bei dieser Gelegenheit ging ich auf die Suche nach Bildern von meinem ersten Flieger - also dem, mit ich mir das Fliegen beigebracht habe und lernte Modellflugzeuge selbst zu konstruieren. Damals gab es noch keine Digi-Kameras, nur Papierbilder und Dias. Anfangs dachte ich, dass nur ein einziges Bild erhalten geblieben ist, auf dem der Flieger, 2001 bereits in den Ruhestand versetzt, dekorativ an der Wand hängt. Dann tauchten jedoch noch eine Handvoll Papierbilder auf (siehe kleine Galerie unten). Heute existiert das Modell nicht mehr.

Warum Flugzeuge fliegen, wie sie gesteuert werden und wie Flugmodelle gebaut werden, weiß ich quasi seit Kindesbeinen. In früher Jugend habe ich eine Motorjacht samt Fernsteuerung selbst gebaut. Warum also nicht ein einfaches und eigenstabil fliegendes Anfängermodell bauen und dann vorsichtig versuchen, es per Fernsteuerung zu dirigieren? Dachte ich! Wie falsch ich mit der Vorstellung lag, musste ich recht schnell einsehen.

1996 war der Entschluss gefasst. Ich kaufte den Baukasten eines Anfängermodells, den Bobby von Conrad-Elektronik. Eine einfache 40 MHz-Fernsteuerung hatte ich bereits einige Zeit vorher für die Modernisierung der alten Motorjacht angeschafft. Das fertiggestellte Segler-Modell erwies sich als kaum steuerbar und flog alles andere als von alleine. Praktisch jeder Flugversuch endete mit dem einen oder anderen Bruch. Jedoch, mein Ehrgeiz war geweckt: Das muss doch funktionieren! dachte ich mir. Heute weiß ich, dass die Schwierigkeiten zwei Gründe hatten: Erstens muss man lernen, ein Flugmodell zu steuern. Zweitens war ich mit dem Bobby einer Fehlkonstruktion aufgesessen. Das erste Problem konnte ich entschärfen, indem ich fleißig am PC mit dem Segelflugsimulator SFS fliegen übte. Man konnte die Darstellung in die Außenansicht schalten und das Flugzeug somit ganz ähnlich einem Flugmodell steuern. Zwar erfolge die Steuerung per Joystick, nicht so ganz die gleichen Verhältnisse wie am Fernsteuersender, aber Reflexe wie rechts-links-verkehrt-herum-wenn-Flieger-auf-mich-zufliegt konnte ich mir damit antrainieren. Steuerfehler in der realen Welt verringerten sich allmählich.

Erst nach und nach erkannte ich die Konstruktionsfehler vom Bobby. Im Winter 1996/97 kaufte ich den Bausatz noch einmal (!), ärgerte mich kurz über die noch miesere Qualität dieses Exemplars und ein paar fehlende Rippenteile und baute die Tragfläche diesmal mit deutlich mehr V-Form. Der dazu gehörende Rumpf wurde stark modifiziert in Richtung Robustheit und bekam ein Pendel-Höhenruder. Mit dieser Tragfläche wurde der Flieger als 2-Achser fliegbar. Ich nannten in "Der Gelbe". Ebenfalls in diesem Zeitraum schaffte ich mir eine richtige Modellflug-Fernsteuerung an: Eine FC-16 mit 35 Mhz.

Der Sommer 1997 wurde mein Coming-Out, bzw. Coming-Up, als Modellflieger. Unzählige Versuche und Modifikationen habe ich gemacht. Alle Erfolge und Mißerfolge protokollierte ich in einem Modellflug-Tagebuch, in dem die ersten 51 Starts festgehalten sind. Hochstartversuche gab ich irgendwann auf und baute einen Elektromotor in den Bug. Dazu wurde der Rumpf radikal vor der Tragfläche abgetrennt und neu angestückelt. Lange flog ich anfangs mit 400er Motoren im Direktantrieb. Sie waren nach heutigen Maßstäben eigentlich viel zu schwach. 480er Motoren waren schon besser, jedoch werkelte zum Schluss ein 400er Speed Gear mit 1:4 Untersetzung an großer Klappluftschraube. Kennt jemand noch die roten 500er Sanyo-Zellen? Legendär, was die für Ströme liefern konnten. Leider nur für kurze Zeit, dann musste nachgeladen werden. Es gab sie auch als 800er. Im Bemühen nach längeren Flugzeiten rüstete ich immer mehr Akkukapazität auf. Maximal waren es 8x1600mAh NC-Akkus. Damit wog der mit auf der Packung angegebenen 780g schwere Flieger etwa 1,4 kg. Man kann wirklich sagen: Das beste am Bobby ist die bruchsichere Tragfläche. In der Ausrüstung Heavy-Metal waren dann E-Flüge bis 25 Minuten Dauer drin.

Die erste Tragfäche, die anfangs unfliegbar war, bekam später Querruder und wurde somit wieder einsetzbar.

Thermiksegeln habe ich mit Alpha recht selten können. Dies änderte sich erst, als ich mir ein Variometer anschaffte. Das ist jedoch eine andere Geschichte und da hing Alpha bereits im Ruhestand an der Wand.

In der FMT 5/97 veröffentlichte Stephan Foerster Plan und Bauanleitung für den Leichtwind Elektro-Segler "Soft-Fly". Das Modell hat ein markantes Höhenleitwerk mit stark gepfeilter Vorderkante und gerader Rückseite. Dies wurde mein Vorbild für die Neugestaltung des hinteren Rumpfteils. Wieder wurde der Rumpf schräg abgetrennt, diesmal hinter der Tragfläche. Die angestückelte Länge Rumpf habe ich großzügig bemessen, um einen genügend langen Hebelarm für das Höhenleitwerk zu erhalten. Dieses wurde nicht fest angeklebt, sondern mit Gummi-Ringen aufgespannt, damit also auch abnehmbar für einen einfacheren Transport, und wenn es doch bei einem Crash beschädigt werden sollte, war es einfach zu reparieren (was allerdings nie mehr passierte). Vom Bobby-Konzept war jetzt kaum noch etwas übrig. Zeit also, dem Flieger einen richtigen Namen zu geben. Es wurde "Alpha" daraus, denn das war er tatsächlich: In großen Teilen meine erste Eigenkonstruktion.

Schlussendlich hatte ich ein System aus ausreichend motorisierten Rumpf und zwei Tragflächen, eine einteilige mit Querruder und eine zweiteilige ohne, die ich mit kleinen leichten oder größeren schweren Akkupacks ausstatten konnte. Je nach Lust oder Notwendigkeit konnte ich mir die passende Konfiguration zusammenstellen. Eigentlich ist es schade, dass der Flieger heute nicht mehr an einer Wand hängt.

Nur zur Vollständigkeit hier noch ein Bild von diesem unsäglichem Baukasten. Heute verwahre ich den Bestand meiner Bespannfolien in diesem Karton. Ich hatte mehrfach erwähnt, dass der Bobby eine totale Fehlkonstruktion ist. Die Begründung hier zusammenfasst: